Mit Leidenschaft und hoher Spielkultur

 

Die Camerata Academica trat in der Steinhalle zugunsten des Anwesen Leonhardts auf.

 

 

EMMENDINGEN. Die Faszination ist da, vom ersten Ton an. Klangvoll und betörend lässt Michael Poliatskin das Klavierkonzert Nr. 20 von Wolfgang Amadeus Mozarts d-Moll KV 466 vom Himmel perlen. Man hält unwillkürlich den Atem an und hofft, dass man nicht unsanft aus einem Traum erwacht. Doch die Verzauberung hält an. Spielerisch leicht entwickelt sich der Dialog mit der Camerata Academica Freiburg, als würden Poliatskin am Flügel und die Mitglieder des Orchesters selbst an dem kostbaren Klängen erfreuen, die sie zutage fördern.

Für alle Zuhörer in der sehr gut besuchten Steinhalle war es absolut nachvollziehbar, dass der Pianist 1997 sein Musikstudium mit dem Solistenexamen an der Staatlichen Hochschule Freiburg mit Auszeichnung abschloss.

Das erste Stück von Mozart erklang in jener vollkommenen künstlerischen Symbiose, in der das Leichte, sonst so schwer zu machen, selbstverständlich klingt, und Wohlbekanntes aufregend neu. Der Wohlklang insgesamt war wesentlich das Verdienst von Manuel Nawri, dem Chefdirigenten und Professor an der Berliner Musikhochschule. Er hat das Orchester mit Amateur- und Profimusikern über viele Jahre hinweg musikalisch geprägt und eine hohe Spielkultur etabliert.

Das Orchester konzertierte zum fünften Mal in Emmendingen. Karl-Heinz Ruder hat mit Helga Stützle vom Förderverein Anwesen Leonhardt zusammen das Benefizkonzert organisiert. Er ist Hornist des Orchesters. Seine Frau Gret, ebenfalls im Organisationsteam, spielt Violine. Ein Teil des Erlöses ist zur Unterstützung des Anwesens Leonhardt bestimmt.

Die Camerata Academica lädt Musikstudenten zu ihren eigenen Projekten ein, wo sie als Dirigierassistenten wichtige Erfahrungen mit einem Symphonieorchester sammeln können. Bei dem Oboenkonzert, a-Moll von Ralph Vaughan Williams dirigierte Unathi Malunga, Studentin an der Universität Stellenbosch und nun erste Stipendiatin der neu gegründeten Akademie. Auf der Konzertreise im letzten Jahr entstand der Kontakt.

Vom französischen "haut bois", hohes Holz, leitet sich Name ab, aber meist tritt die Oboe inkognito auf. Heute aber hat sie mit Stephanie Schwartz, Goldmedaillengewinnerin beim "European Competition for Young Soloists", ihren großen Soloauftritt, indem diese ihrem Instrument reiche Nuancen, leicht und tänzerisch, entlockt. Zuhörerin Christine Hübner ist beeindruckt, denn sie spielt ebenfalls dieses Instrument. "Das ist körperliche Hochleistung, diese vielen Achsen, Hebel und Klappen so virtuos zu bedienen. Man muss die komplizierte Mechanik verstehen, wenn man das Instrument beherrschen will."

Die Leichtigkeit, die Vehemenz und Beweglichkeit der Streichereinsätze – dies alles wird bei einem Werk von Robert Schumann, der Sinfonie Nr. 3, Es-Dur, "Rheinische" op. 97 besonders deutlich. An diesem Sonntagmittag wirkte diese Aufführung perfekt, profiliert, dynamisch und führte unmittelbar vor Ohren, worin das kraft- und formsprengende Werk von Schumann bestand. Die Zuhörer wurden mitgerissen von diesem Werk, das das philharmonische Gastspiel beschloss. Eine Musikaufführung wie aus einer anderen Welt, die die Kompetenz der Camerata Academica Freiburg und deren Homogenität des Gesamtklangs bei etwa 40 Musikern Besetzung unter Beweis stellte. Homogenität des Gesamtklangs bei etwa 40 Musikern Besetzung unter Beweis stellte.

 

Dagmar Barber (13. Juni 2017)

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