Mit Verve, Mut und Spaß an der Musik

 

Klassik in Emmendingen.

 

 

EMMENDINGEN. Klassik satt, ein schlüssiges Programm, erfreulichst musiziert, volles Haus: Damit wäre in Schlagworten das Benefizkonzert am Sonntagmorgen in der Steinhalle in Emmendingen umrissen. Aber ein wenig mehr Ausführlichkeit muss schon sein, denn mit diesem Konzert war neben der Musik auch das Anwesen Leonhardt wieder ins Bewusstsein gerückt. Dem Ackerbürgerhaus in der Emmendinger Innenstadt galt ein drittes Mal ein Benefizkonzert der "Camerata Academica Freiburg", einem semiprofessionellen Symphonieorchester, dessen Konzerte sich durch herausfordernde Programme auszeichnen.


Die wiederholte Zusammenarbeit mit dem Pianisten Michael Poliatskin prägte auch das Matineekonzert in Emmendingen. Durch die Gegenüberstellung des Haydn-Klavierkonzertes in D-Dur mit dem Klavierkonzert Francis Poulencs wurden für beide Werke die jeweils charakteristischen Momente noch deutlicher. Die heitere, klassische Spielmusik, zu dem das Haydn-Konzert zu zählen ist, wurde mit viel Leichtigkeit gespielt. Im dritten Satz, einem temperamentvollen Rondo, für den Haydn auf ungarische Zigeunermusik zurückgreift, wechseln tänzerische Passagen, in denen es auch mal derb-stampfend hergeht, mit einem eher schwermütigen zweiten Thema wirkungsvoll ab.Werbung

 

Sphärische Harmonik trifft dramatisches Fortegetöse


Der plaudernden Gelassenheit dieses Werkes gaben Solist und Dirigent viel Raum. Etwas befremdlich wirkte die Kadenz, die Michael Poliatskin erheblich romantisch färbte, vielleicht als Hinführung auf das folgende Poulenc-Konzert gedacht. Fast zwei Jahrhunderte später entstanden, verbindet das Konzert des französischen Komponisten romantische Elemente mit klassischer Harmonik, Blechbläserfanfaren mit choralähnlichen Akkordfolgen des Klaviers, tänzerische vergnügte Einfälle mit sanft-lyrischen eingängigen Melodien. Die Klangfarben des Orchesters, durch Blechformationen vergrößert, wechseln von impressionistischen Färbungen zu sphärischer, prächtiger Harmonik und witzigen Einwürfen, plötzliches dramatisches Fortegetöse wird zu lichtem Ausklingen.


Pianist und Orchester nahmen sich der schnellen Wechsel der verschiedenen musikalischen Charaktere engagiert und mit sichtlichem Spaß an Poulencs Musik an, mit Verve und Mut zum musikalischen Ausdruck griffen sie spielerisch bestens ineinander. Die Brahms-Symphonie Nr. 2 lud ein zum Schwelgen in schönen Klängen, zum Genießen der Fülle musikalischer Einfälle. Heitere Lebensfreude und kraftvoller Schwung zeichnen diese Sinfonie aus, die Brahms bei einem Aufenthalt am Wörther See und auch in Baden-Baden komponierte.

 

Elegische Hingabe trifft plastische Orchesterklänge


Umso mehr, als genau diese Momente vom Dirigenten dank des konzentriert agierenden Orchesters optimal umgesetzt waren. Das in die Höhe gewandte Dirigat Manuel Nawris unterstrich die Leichtigkeit, die den Werken innewohnte. Seine präzisen, von jeder Theatralik freien Gesten riefen dramatische Spannung ab, vermittelten elegische Hingabe und forderten zu Leistungen und plastischen Orchesterklängen heraus, die den begeisterten Applaus verdienten. Ein durch und durch schlüssiges Konzerterlebnis, in dem sich kluge Programmatik, feinsinnige Interpretation und Spielleidenschaft mit Kompetenz die Waage hielten.


Darüber hinaus überzeugte die Matinee auch als ein Beispiel für soziales, bürgerschaftliches Engagement, da der Erlös dieser Veranstaltung der Erhaltung des Ackerbürgerhauses Leonhardt zu Gute kommt.

 

Hildegard Karig (17.09.2013) 

Badische Zeitung | Kritik von H. Karig
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