Corticelli - Liverani - Pacini: Trios für Klarinette, violoncello und Klavier | MusicArt Trio

Klassik Heute

 

Die Kammermusik spielte im Italien des 19. Jahrhunderts eine eher untergeordnete Rolle und stand völlig im Schatten der Oper. So verwundert es nicht, dass viele Kammermusikwerke dieser Zeit aus Opernparaphrasen bestehen oder in einer am Gesang orientierten Tonsprache verfasst wurden.

 

Mit dieser CD mit Werken für Klarinette, Violoncello und Klavier der heute kaum mehr bekannten Komponisten Gaetano Corticelli (1804–1840), Domenico Liverani (1805–1877) und Giovanni Pacini (1796–1867) stellt das Label Animato drei Protagonisten dieser Klangsprache vor. Allen drei ist gemeinsam, dass sie bei dem für die italienische Musik dieser Zeit wegweisenden Lehrer Stanislao Mattei in Bologna studierten und in der Tradition Rossinis komponierten.

 

Die Musik ist einfach in der Struktur, schlicht in der Ausarbeitung und anspruchslos hinsichtlich der formalen Gestaltung. Im Vordergrund steht die ganz dem Gesangsstil des Belcanto verpflichtete melodische Linie. Dass die Begleitung dabei teilweise Leierkastenformat erreicht (so bei Pacinis Divertimento) ist der Preis für diese Ästhetik, die meilenweit von der Komplexität der Kammermusik Schuberts oder dann Brahms’ entfernt ist.

 

Diese Musik lebt ganz vom Können ihrer Interpreten; im 2001 in Freiburg gegründeten MusicArt Trio hat sie ausgezeichnete Anwälte für ihr Dasein auch im 21. Jahrhundert gefunden. Die Interpretationen sind leichtfüßig, schwungvoll und schlicht. Das gibt der mit viel Freiraum für agogische Gestaltung gespielten Musik eine stimmungsvolle Eleganz. Am liebsten würde man diese Musik wohl in einem schönen italienischen oder Wiener Cafehaus hören, sie ist anregend und unterhaltend, ohne die volle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Getragen von dem weichen Ton der Klarinette (Andrej Starchenko), dem ebenso gesanglich gespielten Cello (Dina Fortuna) und dem mit pointiertem Anschlag gespielten Klavier (Michael Poliatskin) strömen die Klänge praktisch ohne Widerstand ganz im melodischen Fluss dahin.

 

Ebenso ausgewogen ist die Aufnahmequalität. Die Instrumente klingen ausgesprochen natürlich und sind in ihrer dynamischen und räumlichen Staffelung fein aufeinander abgestimmt.

 

Robert Spoula (28.12.2006)
Klassik Heute | Kritik von R. Spoula
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